Kaum eine Platte hat mich als ich jung war so umgehauen, wie das Debüt von Kolossale Jugend. Damals fand ich Bands mit deutschen Texten, traumatisiert von den älteren Brüdern von Freundinnen und Freunden und ihrer Lindenberg-Platten und NDW-Unfug wie Ideal oder Extrabreit, in der Regel eher peinlich. Das geile war doch, dass man mit dem eigenen, eher schlechten Englisch, doch nur Bruchstücke der Lyrics seiner Idole verstand und so unendlich viel Raum für eigene Interpretation blieb. Ich weiß überhaupt nicht mehr, wie viele Songs ich komplett falsch verstanden habe. Und dann kam diese Platte: Heile, heile Boches. Erschienen in dem Jahr als im Herbst die Welt umkippte und machte einfach BANG! BANG! BANG! Das war neu, das war anders, das waren Zeilen, die da einer raus brüllte, wie man so noch nie gehört hatte. Der Text war Party, jeder Schritt wurde gezählt und eine Wohnung im Kopf sollte geschmückt werden. Man verstand nichts, aber genau darum war jede Zeile voller Schönheit und Wahrheit, Wort bei Wort.
Heute ist Kristof Schreuf, der Verfasser all dieser rätselhaften Zeilen im Alter von nur 59 Jahren verstorben. Und mit ihm ein Stück meiner späten Jugend.