"Wenn ich ‚Stu­den­ten­be­we­gung‘ höre, denke ich ‚SA‘.", ist ein böse-pro­vo­kan­tes Zitat von Max Hork­hei­mer, das einem in den Sinn kommt, wenn man sich die Bil­der von der furcht­ba­ren Er­öff­nung der Nan Gol­din Au­s­tel­lung in der Neuen Na­ti­o­nal­ga­le­rie in Ber­lin an­sieht. Aber Hork­hei­mer lag mit sei­ner Ana­lo­gie hier falsch, was man ihm al­ler­dings nicht zum Vor­wurf ma­chen kann. Rich­tig wäre ge­we­sen "Wenn ich ‚Stu­den­ten­be­we­gung‘ höre, denke ich ‚Rote Gar­den‘.", die ‚Rote Gar­den‘ der von Mao an­ge­zet­tel­ten und an­ge­führ­ten so ge­nann­ten ‚Kul­tur­re­vo­lu­ti­o­n‘, die ab Mitte der 60er Jahre des 20. Jahr­hun­derts China ins Chaos stürz­te und an den Rand des Ab­grunds führ­te. Und nichts an­de­res als die Prak­ti­ken der chi­ne­si­schen ‚Kul­tur­re­vo­lu­ti­on sind die Blau­pau­se für Ak­ti­o­nen, wie sie bei der in jeder Hin­sicht un­se­li­gen Er­öff­nung der Nan Gol­din Ausstel­lung zu be­ob­ach­ten waren. Ein auf­ge­sta­chel­ter, von sich selbst be­seel­ter und von der ei­ge­nen Über­le­gen­heit über­zeug­ter Mob, des­sen ein­zi­ges In­ter­es­se die De­struk­ti­on ist. Es geht weder Gol­din, noch den or­gi­as­tisch Schrei­en­den um Frie­den für die Men­schen in Nah­ost, es geht um Zer­stö­rung aus Hass. Und nichts eig­net sich als Pro­jek­ti­ons­flä­che für den ei­ge­nen Hass auf alles - die Welt, die El­tern, der Job, sich selbst - bes­ser als Is­ra­el, der Jude unter den Staa­ten, also mit­hin der Jude schlecht­hin.Denn das ist das un­ge­mein prak­ti­sche am An­ti­se­mi­tis­mus: In der Phan­ta­sie der Ver­nich­tung des Staa­tes Is­ra­el, der Juden über­haupt, fin­det der Hass di­rekt Er­fül­lung, der Hass auf die Juden ist sich zu­nächst Zweck genug.