Paradies (20629)

Ein Grund warum alle Jour­na­list:innen ge­ra­de die erste Plat­te von Ge­walt be­ju­beln ist, dass da end­lich mal wie­der je­mand schreit. Ohne wenn und aber schreit. Etwas, was sie sich sel­ber nie­mals trau­en wür­den. Denn nir­gends außer im Heer der Mil­li­o­nen Leih- und Zeit­a­r­bei­ter:innen ist der An­pas­sungs­druck an die ge­ge­be­nen Ver­hält­nis­se grö­ßer als im so ge­nann­ten Kul­tur­be­trieb. An­statt die Hand zu bei­ßen, die einen füt­tert, be­dankt man sich artig für die Bro­sa­men, die einen hin­ge­schmis­sen wer­den, um sich mit den an­de­ren Elen­den zum Ver­gnü­gen der Herr­schen­den darum zu prü­geln. Wer eine Ni­sche, einen Un­ter­schlupf ge­fun­den hat, ver­harrt acht­sam darin und war­tet dar­auf, dass er an­ge­spro­chen und auf­ge­for­dert wird seine Nütz­lich­keit zu be­wei­sen. Und nun das: Ge­walt, Pa­ra­dies - Sätze, die man in die­ser Dring­lich­keit nie zu sagen wagen würde, hei­ser ins Mikro ge­brüllt. Riffs, die dia­go­nal den Schä­del spal­ten und ein Beat, der ein­fach nur schlägt und schlägt und schlägt. Und das ganze so cool und sexy as fuck wie nur was. Große Plat­te, ohne Frage. Ganz, ganz große Plat­te sogar. Aber an­ge­sichts der bra­ven Be­flis­sen­heit der hie­si­gen Pop­kri­tik wun­dert man sich dann doch über die Eu­pho­rie. Sie er­zählt viel­leicht mehr von den Schrei­ben­den als ihnen lieb ist.