Ein Grund warum alle Journalist:innen gerade die erste Platte von Gewalt bejubeln ist, dass da endlich mal wieder jemand schreit. Ohne wenn und aber schreit. Etwas, was sie sich selber niemals trauen würden. Denn nirgends außer im Heer der Millionen Leih- und Zeitarbeiter:innen ist der Anpassungsdruck an die gegebenen Verhältnisse größer als im so genannten Kulturbetrieb. Anstatt die Hand zu beißen, die einen füttert, bedankt man sich artig für die Brosamen, die einen hingeschmissen werden, um sich mit den anderen Elenden zum Vergnügen der Herrschenden darum zu prügeln. Wer eine Nische, einen Unterschlupf gefunden hat, verharrt achtsam darin und wartet darauf, dass er angesprochen und aufgefordert wird seine Nützlichkeit zu beweisen. Und nun das: Gewalt, Paradies - Sätze, die man in dieser Dringlichkeit nie zu sagen wagen würde, heiser ins Mikro gebrüllt. Riffs, die diagonal den Schädel spalten und ein Beat, der einfach nur schlägt und schlägt und schlägt. Und das ganze so cool und sexy as fuck wie nur was. Große Platte, ohne Frage. Ganz, ganz große Platte sogar. Aber angesichts der braven Beflissenheit der hiesigen Popkritik wundert man sich dann doch über die Euphorie. Sie erzählt vielleicht mehr von den Schreibenden als ihnen lieb ist.