Das Denken im "freien Westen" hat mittlerweile einen derartigen Grad von Schizophrenie erreicht, dass man trotz Tausender Tote an den europäischen Aussengrenzen Jahr für Jahr und der Spur der Verwüstung, die unsere Lebensweise auf diesem Planeten hinterlässt, immer noch voller Inbrunst glauben kann, dass wir ja irgendwie doch "die Guten" sind. So auch jetzt, als angesichts der militärischen Intervention Russlands in der Ukraine. 100.000 (Polizei) bis 500.000 (Veranstalter) Menschen sind heute in Berlin auf die Straße gegangen, um so diffus und allgemeinplatzig für "Frieden in Europa" zu demonstrieren. Als ob dieser Frieden erst jetzt und neuerdings durch Russland gefährdet wäre. Dass deutsche Truppen bis vor Kurzem noch in Afghanistan stationiert waren, sich beteiligt haben an einem Krieg, der außer Tod und Verwüstung und ein Aufblühen des Drogenhandels (dessen blutige Spur von Afghanistan direkt bis nach Europa führt) nichts, aber auch gar nichts den gebracht hat - geschenkt. Dass dieses Land, Deutschland, mit der Anerkennung von Slowenien und Kroatien hauptverantwortlich für das jahrelange Gemetzel in Jugoslawien war - vergessen (die Generation Woke wird vermutlich noch nicht einmal wissen, dass es diese Kriege überhaupt gab). Es mag ja durchaus sein, dass einigen von denen, die da heute auf der Straße waren, wirklich die Düse geht, dass sie Angst haben vor einer weiteren Eskalation, vor einem möglichen nuklearen Schlagabtausch, aber in erster Linie wurde dort heute nicht gegen die russische Militäroperation in der Ukraine demonstriert, sondern für den Erhalt der eigenen privilegierten Lebensweise, das Gefühl auf der "richtigen Seite" der menschlichen Geschichte zu stehen. Freiheit, Demokratie, Menschenrechte, Zivilisation usw. Dabei ist der Unterschied zwischen dem angeblich so zivilisierten Westen und Russland und des von allen Medien mittlerweile zum Irren hochstilisierten Wladimir Putin nur marginal: "Wir" verfügen schlicht und einfach nur über genügend Ressourcen andere für "uns" die Dreckarbeit machen zu lassen, andere für uns morden zu lassen.