Butler (21348)

In der Reihe der of­fe­nen Brie­fe und Er­klä­run­gen, die alle mög­li­chen Leute aus der Kunst­welt oder der Welt der In­tel­lek­tu­el­len mei­nen ge­ra­de jetzt ab­ge­ben zu müs­sen, stellt "Phi­lo­so­phie für Pa­läs­ti­na" (ver­mut­lich zu einem gro­ßen Teil von Ju­dith But­ler ver­fasst) den ab­so­lu­ten mo­ra­li­schen, po­li­ti­schen und in­tel­lek­tu­el­len Tief­punkt dar. Ein Ma­ni­fest der gren­zen­lo­sen Selbst­ge­rech­tig­keit und des of­fe­nen und ver­steck­ten Has­ses. Ein Ma­ni­fest der Mit­leid­lo­sig­keit (auch ge­gen­über den pa­läs­ti­nen­si­schen Op­fern der ak­tu­el­len Es­ka­la­ti­on des Kon­flikts) und des to­ta­len mensch­li­chen Ver­sa­gens. Und - was But­ler und ihre Mit­strei­ter iro­ni­scher­wei­se nicht ein­mal an­satz­wei­se er­ken­nen - ein Ma­ni­fest der Über­zeu­gung der ei­ge­nen Über­le­gen­heit. Es ist ein sehr "wei­ßes" Ma­ni­fest von Men­schen, die un­end­lich pri­vi­le­giert sind.

Ich muss­te in mei­ner Er­in­ne­rung weit zu­rück­ge­hen, um einen ähn­lich schreck­li­chen Text zu fin­den. Es han­del­te sich um eine Er­klä­rung der links­ter­ro­ris­ti­schen deut­schen Roten Armee Frak­ti­on (RAF) zum An­schlag des Schwa­r­zen Sep­tem­ber bei den Olym­pi­schen Spie­len 1972 in Mün­chen. Eine Er­klä­rung, die für ihren kaum ver­hoh­le­nen An­ti­se­mi­tis­mus be­rüch­tigt ist (Horst Mah­ler, da­mals noch Mit­glied der RAF und einer der bei­den Haupt­au­to­ren die­ses Tex­tes, wurde spä­ter zu einem der schreck­lichs­ten Neo­na­zis in Deut­sch­land), eine Er­klä­rung, die den Ter­ror des Schwa­r­zen Sep­tem­bers vor­be­halt­los als be­rech­tig­ten Be­frei­ungs­kampf be­ju­belt.